Schon Wilhelm Busch wusste zu sagen: Drum Mensch sei zeitig weise: Reise, Reise.
Zugegeben, man muss, wann man mit einem betagten Kraftfahrzeug eine längere Tour wagt, mit allem rechnen. Vor allem schmeißt es zuweilen die Zeitplanung derart durcheinander, dass man besser keine Reise mit einer an feste Abfahrtszeiten gebundenen Fährverbindung einplant. Wie vielen Fährschiffen habe ich mit Tränen in den Augen vom Kai schon nachgewunken und die Nacht dann im Auto verbracht.
In einem Zeitalter, in dem einem keiner mehr glaubt, man habe sich verspätet, weil der Wagen nicht ansprang, man einen Reifen oder sogar eine Zündkerze wechseln musste, gestaltet sich eine längere Reise mit dem betagten Automobil durchaus als Herausforderung. Es gibt Menschen, die zieht es in‘s Kloster, um die Basics ihres Lebens wiederzufinden und dem Luxus zu entsagen. Ganz so, muss man sich die Reise in einem alten Auto vorstellen. Doch auch jenseits von Servolenkung, Sitzheizung und Klimaautomatik gibt es tatsächlich bequeme und absolut zuverlässige Reisegefährte(n), so dass eine Reise im Oldtimer zu einem äußerst stylischen Roadtrip werden kann. Doch wie ist das nun, wenn man sich mit dem alten Blech auf den Weg macht? Neben dem Unterlassen einer Zeitplanung, sollte man erstens, mehr als nur ein Schweizer Offiziersmesser im Werkzeugkasten mitnehmen, zweitens ADAC- oder AVD Mitglied sein und drittens mit einer Partnerin leiert sein, die nicht gleich einen Nervenzusammenbruch bekommt, nur weil das Automobil nachts um zwei in der Autobahnbaustelle den Dienst quittiert. Letzteres führt zu Auseinandersetzungen mit finalen Trennungsandrohungen, die den Fahrer an die Grenzen seiner Multitaskingfähigkeiten bringen kann.
In einer Zeit, als Herren noch Handschuhe beim Autofahren trugen und Damen (ohne religiösen Hintergrund) Kopftücher, war der Totalausfall der Antriebstechnik gleichzusetzen mit der vom Fahrer provozierten Einleitung eines Tête-à-Tête. Es gibt da in cineastischer Form genügen Vorlagen! Doch dies muss nicht immer so sein. Ich erinnere mich, dass ich einmal eine sehr charmante Anhalterin mitnahm und uns der Weg über lang gewundene Landstraßen, des sich herbstlich verfärbten Schwarzwalds führte. Mein damaliger, mit sagenhaften 34 PS bestückter VW-Käfer, mochte jedoch weder den Schwarzwald, noch den nassen Herbst und suchte sich genau diese einsame Landstraße aus, um den Geist aufzugeben. Betroffen, von den nun auf mich zukommenden öligen Fingern sagte ich, ‚Hm, nun müssen wir wohl erst einmal ein Picknick machen‘, woraufhin meine hübsche Beifahrerin antwortete, ‚ja gern, aber können wir vorher eine Kleinigkeit essen?‘
Doch zurück zur Reiselust. Eine der vorteilhaften Grundbedingungen einer Automobilreise ist selbstverständlich ein einigermaßen gut gewartetes Gefährt, dass nicht unbedingt die Kompression eine Luftpumpe auf dem Kessel haben sollte. Auch sollte man seinem blechernen Freund nicht zu viel zumuten. Autos des letzten Jahrhunderts sind den Hightechboliden der Istzeit als Gegner der Autobahn nicht mehr gewachsen. Hier diszipliniert man sich selbst, in dem man einfach eine Rechnung der letzen Motorrevision ans Armaturenbrett pinnt. Autobahn oder Landstraße ? Natürlich gewinnt hier fast immer die Landstraße. Nur wer viele Kilometer fressen muss, um an sein Traumziel zu gelangen, kommt am Highway nicht vorbei, so langweilig er auch manchmal sein mag.
Eines ist Ihnen jedoch sicher, wenn Sie Ihren automobilen Gefährten beispielsweise bis zum Gardasee gebracht haben, hören Sie anerkennende Worte und Bewunderung des Fußvolks, das Ihnen mit Respekt auf die Schulter klopfen wird.
Gute Reise!